PON du MON BIJOU

Die Geschichte der Zuchtstätte "du MON BIJOU"

Der folgende Text wurde durch Edith Häfliger anlässlich der Reihe "Züchterportraits" im Bulletin des KAH (Klub Ausländischer Hirtenhunde) verfasst und wird hier in aktualisierter Form wiedergegeben.

Züchterin: Frau Erica Gerber, 1784 Cournillens FR

Zur Person

Die Liebe zu Hunden hat Erica Gerber offenbar in die Wiege gelegt bekommen. Schon ihr Grossvater war begeisterter Hundeliebhaber, hatte Jagdhunde gezüchtet, war Richter und Jäger.
Erica Gerber hatte als junges Mädchen viele Hundebücher gelesen. Vor allem erinnert sie sich heute noch an "Rennie, der Retter" von Felix Salten, und natürlich an "Mein Hund" von Ferdinand Schmutz.
Erica wollte schon als junges Mädchen unbedingt einen eigenen Hund. Aus verschiedenen Gründen war das damals nicht möglich - und als Trostpflästerchen wurde ihr dann ein Plüschhund geschenkt. Dass dies natürlich kein Ersatz sein konnte, war bald klar.

Ihre Eltern hielten seinerzeit einen Dackel, später einen schwarzen Scotch Terrier, genannt "Klötzli". Dann begann ihr Vater, abgerichtete Jagdhunde zu halten, welche im Zwinger gehalten wurden und von den Kindern nicht als "Spielhunde" benutzt werden durften.
Erica Gerber wollte immer noch ihren eigenen Hund. Dieser Wunsch sollte aber erst viel später in Erfüllung gehen!

"Erst" im Alter von 30 Jahren kam Erica Gerber zu ihrem eigenen Hund, einem Bobtail-Rüden aus England. Mit diesem Tier begann sie zu arbeiten und konnte dadurch ihre Leidenschaft zum Hundesport ausleben. Mit diesem Bobtail brachte sie es zum Schutzhund 1. Bald musste sie erleben, dass Erfolg auch Neid und Eifersucht beschert. Für etwas, wofür sie jahrelang gearbeitet hatte, wurde sie nun benieden. Erfolg stellt sich ja nie ohne Arbeitswillen und unermüdlichen Einsatz ein, Erfolg kommt nicht von allein. Unbegreiflich also der Neid und die Missgunst. Trotz dieser negativen Erfahrung liess sie sich nicht entmutigen, und zum Bobtail-Rüden kam später noch ein Riesenschnautzer hinzu. Auch mit diesem Hund begann Erica erfolgreich zu arbeiten und brachte es bis zum Schutzhund III. Der Riesenschnautzer war auch an diversen Ausstellungen erfolgreich.
Durch besondere Umstände kam später ein Beauceron-Rüde (Berger de Beauce) dazu. Auch mit diesem arbeitete Erica Gerber erfolgreich und erreichte Inter I.
Heute ist sie überzeugt, dass ihr die intensive Beschäftigung mit verhältnismässig schwierigen Rassen in der heutigen Zucht zugute kommt und ihr hilft, Welpenkäufer zu beraten und zu betreuen (auch der PON ist ja in gewissem Sinne eine "spezielle Rasse"!).
Durch den Beauceron-Rüden kam Erica Gerber erstmals mit Züchtern in Kontakt. Im Laufe der Zeit half sie mit, 3 Beauceron - Würfe aufzuziehen. Ihr eigener Beauceron musste leider nach Erreichen von Inter I mit 3 Jahren krankheitshalber eingeschläfert werden - ein schwerer Schlag!

Erneut hoffnungsvoll setzte sie das Inter - Training, 3 x wöchentlich, mit einem jungenDeutschen Schäfer-Rüden fort. Es sah nicht gut aus. Die Enttäuschung war gross, als dieses aufwendige Training - wieder aus gesundheitlichen Gründen seitens des Hundes - abgebrochen werden musste. "Isso" beeindruckte durch seine Erscheinung. Er beschützte fortan Ericas damals etwas sorglose 20-jährige Tochter. Er wurde ihr ständiger Begleiter.

Liebe auf den ersten Blick
Erica Gerber wollte keinen Hund mehr! - bis sie ein halbes Jahr später diesen Zustand nicht mehr aushielt. Nach zwei Operationen an ihrer Hand hielt sie Ausschau nach einem Hund, der nicht allzu gross und kräftig sein sollte. Ihr schwebte immer noch etwas in der Art eines Bobtail vor, nur etwas kleiner sollte der Hund sein. Nach dem Studieren diverser Rassen wollte sie sich unbedingt noch an Hunde-Ausstellungen umsehen. Dann, in Basel, entdeckte sie die PONs. Es war Liebe auf den ersten Blick! Erica Gerber hetzte der Dame mit den weissen Haaren nach, die sie für die Züchterin hielt, kam aber einfach nicht an sie heran. Die Dame war ständig von Leuten umringt. Erica Gerber suchte in der Folge zwei Jahre vergeblich nach einer PON-Hündin. Später, an einer Ausstellung in Bern, begann sie, deutsche Züchter ausfindig zu machen und Nachforschungen anzustellen. Und dann bestellte sie eine PON-Hündin, bereits mit dem Hintergedanken, dass - falls alles gut geht - sie zu züchten beginnen wolle...

In Leichlingen bei Köln kam dann der ersehnte PON-Wurf zur Welt. Die Züchterin suchte für Erica Gerber die schönste und beste Hündin des Wurfes aus. Die Züchterin war übrigens die besagte Dame mit den weissen Haaren, welche Jahre zuvor von Erica Gerber erfolglos "gejagt" worden war!

Die erwähnte "schönste und beste Hündin" war Janina de Marotte und wurde dann auch die Stammhündin der PON-Zucht "du Mon-Bijou"). Janina war von Anfang an "Erica's Hund". Sie verstanden sich auf Anhieb! Der erste Ausstellungs-Erfolg hatten die beiden mit 10 Monaten. Janina wurde Jugend-Siegerin und erhielt bereits ihr erstes BOB. Später erreichte sie viele weitere Erfolge, wurde u. a. CH - und Int. Champion. Noch im Alter von 10 Jahren erhielt sie 1997 in Lausanne ein BOB, wurde Veteranen-Siegerin, und zusätzlich erreichte sie dort den 3. Platz aller Veteranen der Ausstellung! Janina war und ist ein absoluter Ausstellungs-Fan! Auch 1998 in Basel wurde sie wieder Veteranen-Siegerin. Im Richterbericht stand geschrieben: "...Glückwünsche zu dieser wunderschönen, fitten, alten Dame"!

Die Zucht

1989 fiel der erste PON - Wurf "du Mon - Bijou" in Cournillens. Erica Gerber hielt seit Einzug ihrer ersten PON-Hündin keine andere Hunderasse mehr. Sie konzentrierte sich neben ihrem Beruf voll aufs Züchten. Trotzdem war ihr auch weiterhin ein Anliegen, dass ihre Hunde Gehorsam kennen und folgen.

1990 fiel der zweite PON-Wurf, im Januar 1992 kam der dritte Wurf, und im November 1992 fiel der D - Wurf.

Erica Gerber verspürte schon lange den Wunsch, aus Polen eine Hündin zu importieren. dies und verschiedene andere Umstände bewogen sie dazu, mit dem Ursprungsland der PONs, also Polen, direkt Kontakt aufzunehmen. Nach langem Suchen und Telefonieren konnte sie endlich die Adresse des seinerzeitigen Präsidenten und Zuchtwartes des PON-Klubs Polen ausfindig machen. Und dieser Mann konnte ihr helfen. Also flog sie im August 1993 nach Polen und brachte "Klio ze Spiewogry" genannt "Mischa" (geb. 10. 6. 93), nach Hause. Damit waren die ersten Freundschafts-Bande mit Polen geknüpft! Und Mischa gedieh prächtig.

Anfangs 1994 erfolgte eine weitere Polen-Reise, diesmal per Auto, zum Decken von Janina. Im Alter von 7 Jahren hatte Janina ihren grössten Wurf mit 7 Welpen, (4 Hündinnen und 3 Rüden). Stolzer Vater war der Polen-Rüde. Aus diesem Wurf wurden alle 4 Hündinnen im Zuchtrecht abgegeben. Aus besonderen Umständen wurde später eine dieser Hündinnen (Elissa - Janina) von Erica Gerber zurückgenommen. Elissa hatte bereits als Junghündin in der OK in Dortmund im Herbst 1995 einen super Erfolg und wurde vom polnischen Richter als beste Hündin auserkoren. Im Februar 1996 erfolgte ihr erster Wurf mit einem Welpen.

Blenden wir zurück an die WHA im Juni 1994 in Bern: Import-Hündin Mischa hatte dort ihren ersten Auftritt und wurde als einzige in Schweizer Besitz stehende PON-Hündin mit "vorzüglich" bewertet! Während diesem Grossanlass waren Erica Gerber und ihre Hunde voll im Stress: Während Erica mit Mischa an der Ausstellung war, verblieben daheim Janina mit ihrem 7-ner Wurf! Es hiess, schnellstens von Bern nach Cournillens fahren, Hunde füttern, Welpen versorgen, wieder zurück an die Ausstellung. Dann wieder heim, für die Gäste sorgen und kochen, welche von Polen und Deutschland zahlreich für die Ausstellung angereist waren. Kurz: das Haus war voll, und es konnte sogar ein polnischer Weltsieger gefeiert werden! Alle freuten sich über die grossen Erfolge!

Im August 1994 wurde Mischa schwer krank und verstarb innerhalb von 14 Tagen. Wiederum ein schwerer Schlag für Erica Gerber, eine weitere Hoffnung war zerstört! Bald aber die Ueberraschung: aus Polen wurde ihr Mischa buchstäblich "ersetzt". Als riesige Freundschafts-Geste empfindet Erica Gerber, dass ihr die polnischen Züchter spontan eine PON-Hündin geschenkt haben, als Aufmunterung, und um den Verlust von Mischa zu verkraften.

Tragend importiert als Geschenk aus Polen wurde nun "Lira ze Spiewogry". Ihr Wurf kam im Oktober 1996 zur Welt (2 Hündinnen). Von diesen zwei Hündinnen ging "Gratka" als Geschenk an die PON-Züchterin Beatrice Brack. Die andere Hündin verblieb bei Erica Gerber (G'jupy).

Als nächstes wurde Elissa ins Flugzeug gepackt, nach Finnland geflogen und dort vom finnischen Champion gedeckt. Der Heimflug erfolgte ohne Probleme. Elissa's 5-er Wurf (H - Wurf) kam im Februar 1997 zur Welt....

Im Januar 1998 gings erneut mit allen Hunden nach Polen. Es war geplant, die beiden Hündinnen Lira und Elissa zu decken. In Anbetracht, dass der eine Deckrüde mit 11 Jahren eventuell nicht mehr fruchtbar sein könnte, wurde ein weiterer Deckrüde für die zweite Hündin bestimmt. So wäre wenigstens die weite Fahrt nach Polen nicht vergebens! Die beiden Hündinnen wurden im Abstand von rund 5 Tagen läufig. Lira wurde von "Amal z' Banciarni" am 12., 13., 14., 15. und 16. Tag gedeckt (Wurfwiederholung). Da sich die beiden Hündinnen infolge Rudelverhaltens "überschnitten" und Elissa bereits am 9. Tag schon "bereit war", wurde sie von "Iwan z' Banciarni" am 9., 10., 11. und 12. Tag gedeckt.

10 Tage waren Erica Gerber und ihre Hunde Gäste im Hause "Banciarni". Die Polen sind sehr gastfreundlich. Den Hunden zuliebe und infolge der grossen Kälte ( - 15 Grad in Polen) wurde entschieden, die Heimreise im geheizten Auto ohne Uebernachtung zurückzulegen. Die 17 - stündige Fahrt konnte dank Kaugummi und Traubenzucker durchgehalten werden.

Bald darauf war klar, dass beide Hündinnen tragen.

Nun folgte das Problem, wie in Zukunft die beiden Hündinnen mit ihren Würfen getrennt werden könnten. Denn jeder Wurf sollte mit gleicher Aufmerksamkeit "bemuttert" werden können. Erica Gerber plante genauestens. Und dann war es soweit:

Am 24. März 1998 kamen beide Würfe zur Welt:
Lira warf 4 Welpen (3 Rüden und 1 Hündin). Ihre Jungen kamen zwischen morgens halb zwei bis fünf Uhr zur Welt.
Elissa warf 3 Welpen (1 Rüde und 2 Hündinnen). Ihre Jungen kamen zwischen abends halb neun und Mitternacht zur Welt.

Zwei Würfe am gleichen Tag kommen nicht überall vor! Erica Gerber hatte nun wieder alle Hände voll zu tun! Genaues Wurfprotokoll führen, jeden Welpen wägen, kennzeichnen, Zeichnung anfertigen der diversen Flecken, genaue Beschreibung: wie, wenn, was, wo.... Zum Glück meisterte Elissa ihren 3. Wurf professionell und problemlos.

(Elissa hat bis jetzt übrigens mit zwei verschiedenen Rüden 3 angeborene Stummelruten weiter vererbt).

Lira hatte bisher erst 2 Welpen aufgezogen. Aber auch sie kam zurecht.

Mit Kinder-Türsperrgittern wurden nun im Schlafzimmer zwei separate abgetrennte "Räume" geschaffen. Eine für Elissa mit ihren Welpen, die andere für Lira und ihre Jungen. So konnte Erica Gerber auch nachts beide Würfe hören und "spüren". Die beiden Würfe entwickelten sich gut. Elissa's Welpen nahmen gleichmässig und regelmässig zu. Lira's Welpen brauchten die Unterstützung der Züchterin: In Lira's Wurf gab es einen "Fress - Sack", der sich riesig gütlich tat, während die weiteren drei Welpen kaum zum Zuge kommen konnten. Sicherheitshalber verbrachte Erica Gerber während 6 1/2 Wochen die Nächte vor Lira's Wurfkiste, um die Kleinen "umzutischen" und den verfressenen Lausbub in den Hintergrund zu rücken. Dies nützte, und auch diese Kleinen gediehen prächtig.

Ab 6 1/2 Wochen wurden die Jungen in den unteren Stock gezügelt. Dort besteht ein Hundezimmer. Zudem gab's je einen abgetrennten Raum im Wintergarten, und im Garten draussen für jede Hündin samt Welpen einen separaten eingezäunten Auslauf. Das brachte eine gewisse Erleichterung, weil hier grosse Ausläufe für jede Schar vorhanden waren. Zudem brachten die weiteren Hunde viel Abwechslung für die Kleinen. Teilweise waren beide Würfe zusammen, teilweise war jede Hündin mit ihren Welpen separat, und täglich war die ganze Schar samt Züchterin auf einem Spaziergang quer durch den Garten unterwegs. Aber immer wurde konsequent darauf geschaut, dass die Welpen nicht überfordert wurden, sondern dass sie auch ihre Ruhezeiten hatten.

Ab der 4. Woche durften zukünftige Welpenkäufer alle 2 Wochen vorbeikommen, um mit "ihrem" Welpen zu spielen. An Auffahrt kamen die "Fribourger Kynologen" zu Besuch, 12 Personen waren angerückt und erfreuten sich an der Hundeschar. Im Welschland ist die PON - Zucht "Du Mon - Bijou" als "le paradis de chien" bekannt!

Für Erica Gerber ist jede Geburt immer wieder ein besonderes Erlebnis. Ihr ist die enge Beziehung zu ihren Hunden sehr wichtig. Und eine sehr genaue Auswahl ihrer späteren Welpenkäufer liegt ihr am Herzen. Durch stundenlange Gespräche versucht sie, den Interessenten auf den Zahn zu fühlen, sich eingehend mit den Leuten zu befassen und sie zu beraten.

"Ein PON ist ein Hund mit Charakter, er ist "mühsam - intelligent", d. h. er durchschaut seinen Meister, nützt die Fehler seines Besitzers aus, setzt seinen Kopf durch. Konsequente Richtlinien sind nötig."

Besonders schätzt Erica Gerber den schönen Kontakt zu den Welpenkäufern oft über lange Zeit hinaus. Die Käufer haben jederzeit die Möglichkeit, sich an sie zu wenden. Für Probleme gibt es in den meisten Fällen eine Lösung!

Das Traurigste des Züchtens sei immer die Welpen - Abgabe, findet Erica Gerber. "Die Welpen sind wie meine Kinder"! sinniert sie und meint:

"Und doch bin ich froh, wenn die grosse Verantwortung abgegeben werden kann, wenn alles gut gegangen ist, wenn man Glück gehabt hat!"

"Reich werden kann man dabei nicht. Die Hundezucht ist nicht da zum Geld verdienen. Und: Hunde züchtet man nicht nur mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen! "

Sehr gerne fährt Erica Gerber auch jedes Jahr mit ihren zur Zeit 4 Hündinnen zu Ausstellungen im In - und Ausland. Sie freut sich über den Erfolg, der sich langsam einstellt:

1998: - Elissa-Janina du Mon - Bijou - erster selbstgezüchteter Internationaler Champion

- Die beiden Töchter von Lira wurden erstmals in der OK an der IHA St. Gallen und an der IHA Dornbirn 1998 mit 19 Monaten ausgestellt:
- Gratka du Mon - Bijou = 2 x CACIB und 2 x BOB
- G - Jupy du Mon - Bijou = 1 x CACIB

Erica Gerber pflegt regelmässig schriftlichen und telefonischen Kontakt mit PON - Züchtern in ganz Europa. Dieser Gedankenaustausch ist für sie sehr wertvoll.

An dieser Stelle möchte sie allen Freunden danken, welche sie durch all diese Jahre begleitet und unterstützt haben.

Anschliessend hofft Erica Gerber noch auf viele Jahre bester Gesundheit und "viel Glück im Stall", um ihre geliebten PON's weiterhin züchten zu können. Sie wünscht sich den nötigen Rückhalt, um die immer wiederkehrenden Rückschläge verkraften zu können und dabei ehrlich und gradlinig zu bleiben.

E. Häfliger