PON du MON BIJOU

Zeitungsausschnitt "Freiburger Nachrichten" vom Mittwoch, 25. Juli 2001

"Ich bin die Chefin des Hunderudels"
Erica Gerber ist Hundezüchterin und Röntgenassistentin

Ihre Arbeit im Spital bezeichnet sie als die Kopfwelt und die Arbeit mit den Tieren als die Gemütswelt. Familienarbeit, drei Kinder, Enkelkinder, der berufliche Wiedereinstieg und der Beginn der Hundezucht sind wichtige Etappen in ihrem Leben.

Von ELISABETH SCHWAB-SALZMANN


Bild: Charly Rappo
"Ich gebe mein Herzblut für meine Hundezucht."
Erica Gerber hat ihren Tagesablauf ganz nach den Tieren gerichtet.

"Ich gebe mein Herzblut für die Hundeaufzucht", erklärt die resolute Frau mit dem spannenden Doppelleben, und man glaubt ihr sofort, dass ihr Hobby die ganze Person fordert. Starke Nerven, eine stabile Gesundheit und Durchhaltevermögen sind wichtige Voraussetzungen, damit eine Frau neben ihrem hundertprozentigen Berufseinsatz jedes Jahr einen Wurf junger Hunde züchten und für jeden einzelnen einen guten Platz suchen kann.

Spaziergang mit der Taschenlampe
Der Tagesablauf von Erica Gerber ist ganz auf die Hunde ausgerichtet. Um fünf Uhr ist Tagwache, Frühstück für Frau und Tiere und danach fährt die Züchterin mit ihren drei Hunden im Renault-Kastenwagen zum nahe gelegenen Wald. Von sechs bis sieben Uhr wird spaziert, im Winter braucht sie die Taschenlampe, um nicht über Wurzeln zu stolpern. Nach dem Morgenspaziergang vergnügen sich die Tiere im extra für sie hergerichteten Wintergarten. Liegeplätze, Spielmöglichkeiten und der ebenerdige Ausgang in den umzäunten Garten stehen ihnen zur Verfügung. Währenddem die Röntgenassistentin im Spital Murten arbeitet, vergnügen sich ihre Tiere zuhause. Eine Freundin kommt am Morgen und am Nachmittag kurz bei den Hunden vorbei. Zum Mittagessen ist die Züchterin immer bei ihren Hunden. Nach der Arbeit gilt wieder die Freizeit den Tieren. Da die Arbeit im Spital in einem Turnus von sieben Tagen Präsenz und sieben Tagen Freizeit organisiert ist, kann sich Erica Gerber immer wieder voll auf ihre Vierbeiner zuhause konzentrieren. Soll man Hunde möglichst gut "abrichten", mit forschem Befehlston erziehen und ihnen jederzeit den Meister zeigen? Natürlich muss man seinen Hund erziehen und ihm Grenzen setzen, meint Gerber. Ebenso wichtig sei aber die freundschaftliche Zuwendung. Man soll mit seinem Hund auch spielen. herumtollen und ihm danach wieder klar machen, wo sein Platz in der Familienhierarchie ist. Die Züchterin widmet sieh ausschliesslich dem polnischen Niederungshütehund (Polski Owczarek Nizinny). Der leicht zu führende Hüte- und Wachhund ist von mittlerer Grösse. Die Hündin wird ungefähr 42 bis 47 Zentimeter hoch, der Rüde 45 bis 50 Zentimer. Sein dickes, wuscheliges Haarkleid schützt ihn vor grossen Witterungs-Schwankungen. Der internationalen kynologischen Vereinigung zufolge ist die Rasse von lebhaften, aber gemässigtem Temperament, intelligent und als Familienhund sehr gut geeignet Für die Hundezüchterin in Cournillens ist die alljährliche Welpenaufzucht der Höhepunkt im Jahr. Ihre Zuchtziele sind Gesundheit, Wesensfestigkeit und Rassentreue. Seit dem ersten Wurf 1989 bis heute hat sie 66 Welpen gezüchtet und 64 davon aufgezogen. Die Schweizerische Kynologische Gesellschaft (SKG) hat ihr das goldene Gütezeichen der SKG verliehen.

Die Erziehung prägt den Hund
In der Kindheitsphase der Tiere legt die Züchterin viel Wert auf die Sozialisierung der Tiere. Die Welpenprägung dauert zwischen zehn bis 16 Wochen. Was dort anerzogen wird, bleibt in der Regel beim erwachsenen Tier erhalten. Viel Zeit für Spiel und Entdeckungsreisen gehört dazu. "Die Hunde verlangen Konsequenz, sie sind Rudeltiere", erklärt Gerber und ergänzt: "Wenn Probleme auftauchen, ist meistens nicht der Hund schuld, sondern sein Meister." Sie begreift, dass Spaziergänger oder Jogger Angst vor Hunden haben können, und schärft ihren Kunden ein, diese auch im Wald an der Leine zu führen. Mit rücksichtsvollem Verhalten können viele Probleme zwisehen Mensch und Tier vermieden werden. Charlotte Arni von Freiburg hat ihre Hundedame "Hélo" vor vier Jahren in der Zuchtstätte bei Eriea Gerber gekauft. "Ein polnischer Niederungs-Hütehund ist kein Schosshündchen", erklärt sie. Ursprünglich arbeiteten diese Tiere als Hirtenhunde. Ein verstärkter Drang zum Bellen zeugt jetzt noch davon. Mindestens zwei Stunden pro Tag widmet sie sich ihrem Tier intensiv. Herrin und Hündin haben zusammen die Begleithundeprüfung Stufe zwei mit Bravour bestanden. "Die Pon-Rasse hat Haare, was für Allergiker von Vorteil ist. Diese Hunde verlieren ihre Haare im Frühling nicht. Der Golden Retriever, eine weit verbreitete Hunderasse dagegen hat ein Fell, das bei gewissen Allergikern Probleme aufwerfen kann, da im Frühling die Haare ausfallen", erklärt Arni. Das Weggeben der Junghunde ist jedes Mal schwierig für Erica Gerber. "Die Welpen sind wie meine Kinder", erklärt sie und ergänzt: "Hunde züchtet man nicht nur mit dem Verstand, sondern mit dem Herzen."